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Die Weltbühne - deutsche Wochenzeitschrift für Politik - Kunst - Wirtschaft was a German weekly newspaper which was issued during the years 1905 and 1933.


It was founded by Siegfried Jacobsohn

Die Weltbühne wurde am 7. September 1905 von Siegfried Jacobsohn in Berlin unter dem Namen Die Schaubühne als reine Theaterzeitschrift gegründet und am 4. April 1918 in Die Weltbühne umbenannt. Nach dem Tode Jacobsohns im Dezember 1926 übernahm Kurt Tucholsky die Leitung des Blattes, die er im Oktober 1927 an Carl von Ossietzky weitergab. Die Nationalsozialisten verboten nach dem Reichstagsbrand die Weltbühne, die am 7. März 1933 zum letzten Mal erscheinen konnte.

thumb|150 px|Umschlag der "Weltbühne" vom 2.12.1930Die kleinen roten Hefte der Weltbühne galten in der Weimarer Republik als das Forum der intellektuellen, bürgerlichen Linken. Mehr als 2600 Autoren schrieben von 1905 bis 1933 für die Zeitschrift. Neben Tucholsky und Ossietzky zählten zum Autorenstamm auch prominente Journalisten und Schriftsteller wie Erich Kästner, Alfred Polgar, Arnold Zweig, Lion Feuchtwanger und Else Lasker-Schüler. Auch ein wenig in Vergessenheit geratene Namen wie Julius Bab, Moritz Heimann, Gustav Landauer, Erich Mühsam und Kurt Hiller gehörten zu den Mitarbeitern des Blattes.

Selbst in ihrer Hochphase hatte die Weltbühne nur eine geringe Auflage von rund 15.000 Exemplaren. Publizistisch drang sie dennoch durch. Beispiele dafür sind die Aufdeckung der Fememorde innerhalb der Schwarzen Reichswehr sowie Berichte über die heimliche Aufrüstung der Reichswehr, die später zum sogenannten Weltbühne-Prozess führten. Auch der von Tucholsky geprägte Satz Soldaten sind Mörder führte zu einer Anklage des damaligen Herausgebers Ossietzky.

Entstehung und Entwicklung

Die Gründung der Schaubühne war das Resultat einer Plagiatsaffäre, in die der damals 23 Jahre alte Theaterkritiker Siegfried Jacobsohn verwickelt war. Am 12. November 1904 hatte das Berliner Tageblatt auf erstaunliche Parallelen zwischen Kritiken Jacobsohns und Texten des Schriftstellers Alfred Gold aufmerksam gemacht. Der "Fall Jacobsohn" wurde von den Berliner Tageszeitungen zu einem großen Skandal aufgebauscht. Die Welt am Montag, unter ihrem Chefredakteur von Gerlach, konnte daraufhin den jungen Theaterkritiker nicht mehr halten. Jacobsohn trat eine mehrmonatige Reise durch Europa an und beschloss, eine eigene Theaterzeitschrift zu starten.

Theaterphase: 1905 bis 1913

Die Zeitschrift hat während ihres Bestehens von 1905 und 1933 mehrere Entwicklungsphasen durchlaufen. In den ersten Jahren, von 1905 bis 1913, beschränkte sich Jacobsohn darauf, in seiner neu begründeten Zeitschrift lediglich Aspekte des Bühnenlebens zu betrachten. Dahinter stand die Auffassung, dass "der Geist eines Volkes und einer bestimmten Zeit eindringlicher als in der übrigen Literatur im Drama zum Ausdruck kommt", wie Jacobsohn der "Schaubühne" zum Geleit vorausgeschickt hatte. Die ersten vier Nummern der Zeitschrift trugen als Leitwort daher ein Zitat aus Friedrich Schillers Vorlesung "Was kann eine gut stehende Schaubühne eigentlich bewirken?": "So gewiß sichtbare Darstellung mächtiger wirkt als toter Buchstabe und kalte Erzählung, so gewiß wirkt die Schaubühne tiefer und dauernder als Moral und Gesetz". Die Fokussierung auf die Bühne lag allerdings auch darin begründet, dass die Kunst im Deutschen Reich unter Kaiser Wilhelm II. weniger Repressionen ausgesetzt war als Politik und Journalismus.

Zu den wichtigsten Mitarbeitern in der ersten Phase der "Schaubühne" zählten die Theaterkritiker Julius Bab und Alfred Polgar, aber auch Schriftsteller wie Lion Feuchtwanger und Harry Kahn waren häufiger vertreten.

Öffnung zur Politik: 1913 bis 1918

Am 9. Januar 1913 erschien erstmals ein Beitrag des an diesem Tage 23 Jahre alt gewordenen Jura-Studenten Kurt Tucholsky in der Schaubühne. Schon im ersten Jahr seiner Zusammenarbeit mit Jacobsohn avancierte Tucholsky zu dessen wichtigstem Mitarbeiter. Um das Blatt nicht allzu "Tucholsky-lastig" erscheinen zu lassen, legte er sich bereits 1913 drei Pseudonyme zu, die er bis zum Ende seines publizistischen Wirkens beibehielt: Ignaz Wrobel, Theobald Tiger und Peter Panter. Unter dem Einfluss von Tucholskys Mitarbeit sollte sich auch der Charakter der Schaubühne rasch wandeln. Schon im März 1913 erschienen die ersten "Antworten", eine Rubrik, in der die Zeitschrift in Zukunft auf echte oder fingierte Leserbriefe Stellung nehmen sollte. Wichtiger war jedoch die Entscheidung Jacobsohns, sein Blatt auf Anregung Tucholskys hin zukünftig für Themen aus Politik und Wirtschaft zu öffnen. Am 25. September berichtete der Wirtschaftsjurist Martin M. Friedlaender unter dem Pseudonym "Vindex" über Monopolstrukturen in der amerikanischen Tabakindustrie. Jacobsohn nahm in einer fingierten "Antwort" wie folgt darauf Stellung: "(...) Wenn hier neun Jahre das Theater und nur das Theater betrachtet worden ist, so habe ich damit noch nicht das Recht verwirkt, einmal andre Dinge betrachten zu lassen und zu betrachten. Ein Feld abgesondert von allen anderen zu beackern, hat seine Reize, seine Vorteile, aber auch seine Gefahren. (...)"

Während des Krieges gelang es Jacobsohn trotz schwieriger Bedingungen das regelmäßige Erscheinen des Blattes sicherzustellen. Ein Verbot der Zeitschrift durch die Zensur versuchte er beispielsweise dadurch zu umgehen, dass er die eher pazifistischen und auf Verständigung ausgerichteten Positionen seines Leitartiklers Robert Breuer unter dem Pseudonym "Germanicus" publizierte. Allerdings führte Germanicus trotz seines Namens einen permanenten Kampf gegen die Annexionsforderungen des Alldeutschen Verbandes. Auch rief die Schaubühne regelmäßig zur Zeichnung von Kriegsanleihen auf, was ihr später die Kritik eines Karl Kraus eintrug.

Dem Wandel vom reinen Theaterblatt zur "Zeitschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft" trug Jacobsohn schließlich am 4. April 1918 mit der Umbenennung der Schaubühne in Weltbühne Rechnung.

Für Revolution und Republik: 1918 bis 1926

Nach den Anfangserfolgen der deutschen Frühjahrsoffensive 1918 rückte Breuer von seiner strikt anti-annexionistischen Position ab und verließ auch auf anderen Gebieten die bisherige Linie des Blattes. Die Differenzen zwischen dem MSPD-Anhänger Breuer und Jacobsohn, der mehr für die Position der USPD eintrat, führte schließlich zum Abschied von "Germanicus". Während der Novemberrevolution ließ sich die Weltbühne nicht auf einen strikten Parteikurs festlegen. Jacobsohn veröffentlichte am 21. November 1918 das Programm des "Rates geistiger Arbeiter", dem er selbst kurzzeitig angehört hatte. Schon bald zeigte sich die Weltbühne jedoch unzufrieden mit der Zusammenarbeit von Sozialdemokratie und dem alten Heer sowie der unzureichenden Säuberung von Justiz und Verwaltung von monarchistisch und anti-republikanisch eingestellten Beamten. Im März 1919 wehrte sich Tucholsky in dem programmatischen Text "Wir Negativen" gegen den Vorwurf, die neue Republik nicht positiv genug zu sehen:

"Wir können nicht zu einem Volk Ja sagen, das, noch heute, in einer Verfassung ist, die, wäre der Krieg zufälligerweise glücklich ausgegangen, das Schlimmste hätte befürchten lassen. Wir können nicht zu einem Land Ja sagen, das von Kollektivitäten besessen ist, und dem die Korporation weit über dem Individuum steht."
("Wir Negativen", in: Die Weltbühne, 13. März 1919, S. 279)

In den folgenden Jahren vertrat die Weltbühne einen strikt pazifistischen und antimilitaristischen Kurs, forderte eine harte Reaktion der Republik auf die zahlreichen politischen Morde und drängte auch während des Ruhrkampfes auf die Erfüllung der im Versailler Vertrag festgelegten Friedensbedingungen. Daher trat das Blatt auch entschieden für die Aussöhnung mit den Kriegsgegnern ein. Ein besonderes Verdienst der Weltbühne bestand darin, auf die Fememorde innerhalb der Schwarzen Reichswehr aufmerksam gemacht zu haben. Obwohl Jacobsohn wusste, dass er sich damit einer großen persönlichen Gefahr aussetze, veröffentlichte er vom 8. August 1925 an die entsprechenden Aufzeichnungen von Carl Mertens. Wichtig für die weitere Entwicklung der Zeitschrift war auch die Verpflichtung des Schriftstellers und Journalisten Carl von Ossietzky, der vom April 1926 an als politischer Leitartikler fungieren sollte. Mit dem plötzlichen Tod Jacobsohns am 3. Dezember 1926 war der Fortbestand der Weltbühne, die damals eine Auflage von rund 12.500 Exemplaren besaß, jedoch stark in Frage gestellt.

Gegen den Faschismus: 1927 bis 1933

Nach dem Tode seines Mentors Jacobsohn kehrte Tucholsky zunächst von seinem Korrespondentendasein aus Paris zurück und übernahm die Herausgeberschaft der Zeitschrift. Es zeigte sich jedoch schon bald, dass Tucholsky diese Position als "Oberschriftleitungsherausgeber" nicht behagte. Daher übernahm von Ossietzky im Mai 1927 die Redaktion und wurde von Oktober 1927 offiziell als Herausgeber genannt, "unter der Mitarbeit von Kurt Tucholsky", wie es bis zuletzt auf dem Titelblatt hieß. Obwohl von Ossietzky vom Typus her ein völlig anderer Redakteur als Jacobsohn war, blieb die Kontinuität der Zeitschrift gewahrt. Dies galt auch für die juristischen Auseinandersetzungen, die die Weltbühne aufgrund ihrer antimilitaristischen Aufklärungsarbeit fast permanent mit dem Reichswehrministerium führte. Höhepunkt dieser Konflikte war der so genannte Weltbühne-Prozess, in dessen Folge von Ossietzky und der Journalist Walter Kreiser wegen Spionage zu 18 Monaten Haft verurteilt wurden.

Dem Kampf gegen den "Marsch ins Dritte Reich" galt gegen Ende der Weimarer Republik die volle Aufmerksamkeit des Blattes, obgleich das kulturelle Leben nicht völlig ausgeblendet wurde. Allerdings hatte Tucholsky Anfang 1932 bereits resigniert und veröffentlichte nur noch sporadisch eigene Texte. Im Mai 1932 übernahm Hellmut von Gerlach vorübergehend die Leitung des Blattes, da von Ossietzky seine Haftstrafe absaß. Während dieser Zeit fungierte der Journalist Walther Karsch als so genannter Sitzredakteur, das heißt, er war verantwortlicher Redakteur im Sinne des Presserechts. Im Sommer wurde von Ossietzky ebenfalls wegen des Tucholsky-Satzes Soldaten sind Mörder angeklagt. Ein Gericht sprach den bereits Inhaftieren jedoch frei, der Weihnachten 1932 aufgrund eine Amnestie schließlich aus der Haft entlassen wurde.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Weltbühne verboten werden würde. Nach dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 wurden von Ossietzky und weitere Mitarbeiter verhaftet. Nach der Flucht von Gerlachs übernahm Karsch, der spätere Mitbegründer des Berliner Tagesspiegels, auch die Funktion als Chefredakteur der Weltbühne. Die für den 13. März geplante Ausgabe wurde zwar noch gedruckt, aber nicht mehr ausgeliefert, da die Zeitschrift am selben Tag verboten worden war. Die letzte Ausgabe der Weltbühne erschien somit am 7. März 1933 und endete mit der trotzigen Versicherung: "Denn der Geist setzt sich doch durch".

Nachfolge-Zeitschriften

Wechselvolle Jahre im Exil: 1933 bis 1939

Das Verbot der Zeitschrift traf den Verlag der Weltbühne nicht unvorbereitet. Schon am 29. September 1932 war in Wien ein Ableger des Blattes erschienen, die Wiener Weltbühne. Als Leiter der Wiener Dependance fungierte der Journalist Willi Siegmund Schlamm, ein Schüler von Karl Kraus und Leo Trotzki. Im Redaktionsvertrag zwischen Schlamm und Edith Jacobsohn war vorgesehen, dass Carl von Ossietzky im Falle einer Emigration auch die Redaktion des Exilblattes übernehmen würde. Doch dazu kam es nie.

Edith Jacobsohn gelang jedoch gemeinsam mit ihrem Sohn Peter die Flucht in die Schweiz. Von dort aus versuchte sie, weiterhin Einfluss auf die Zeitschrift zu nehmen, die nach der Entmachtung des österreichischen Parlaments durch Kanzler Engelbert Dollfuß ihren Redaktionssitz nach Prag hatte verlegen müssen. Da das Berliner Original inzwischen auch verboten worden war, änderte die Zeitschrift ihren Namen daher in "Die neue Weltbühne" um.

Schon bald gab es Differenzen zwischen Schlamm und Jacobsohn, denn die Auflage des Blattes war nicht hoch genug, um die finanziellen Ansprüche Edith Jacobsohns zu decken. Dafür wurde auch Schlamms politische Linie verantwortlich gemacht, da dieser die Politik der Sozialdemokratie und der Sowjetunion kritisierte. Unter dem Einfluss des Wirtschaftsjournalisten Hermann Budzislawski, der in Berlin sporadischer Mitarbeiter der "Weltbühne" gewesen war, ließ Jacobsohn es auf den Bruch mit Schlamm ankommen. Von März 1934 an übernahm Budzislawski die Redaktion in Prag. Zwar änderte er sogleich die politische Linie der Zeitschrift, doch die Auflage konnte er nicht wesentlich erhöhen. Dies lag auch daran, dass mit Österreich und später auch dem Saarland wichtige Absatzgebiete der Exilzeitschriften verloren gingen. Daher sah Edith Jacobsohn sich im Juni 1934 gezwungen, Verlag und Titelrechte zu verkaufen.

Als Käufer traten der Physiker Albrecht Seidler-Stein (60 Prozent Anteile), der Rechtsanwalt Hans Nathan-Ludwig (31 Prozent) und der frühere "Weltbühne"-Mitarbeiter Heinz Pol (9 Prozent) auf. Im Juli 1935 verkaufte Nathan-Ludwig seine Anteile jedoch an die mit Budzislawski befreundete Helene Reichenbach, Tochter eines chinesischen Diplomaten und Geschäftsmannes. Pol gab seinen Anteil im November 1935 ebenfalls wieder ab, so dass Seidler-Stein schließlich zwei Drittel der Anteile, Reichenbach ein Drittel besaß. Da Seidler-Stein versuchte, Budzislawski durch einen anderen Redakteur zu ersetzen, wurde er von Budzislawski schließlich aus dem Verlag gedrängt. Obwohl Budzislawski über keine finanziellen Rücklagen verfügte, stimmte die in Moskau lebende Reichenbach im August 1936 einem Vertrag zu, der beiden zu gleichen Teilen das Eigentum am Verlag zusicherte. Unter diesen Bedingungen konnte die Zeitschrift noch rund drei Jahre existieren. Im Juni 1938 wechselte die Redaktion von Prag nach Paris, da Die neue Weltbühne in der Tschechoslowakei bereits mehrfach wegen Deutschland-kritischer Artikel konfisziert worden war. In Frankreich verboten die Behörden schließlich ebenfalls das Blatt, das am 31. August 1939 zum letzten Mal erscheinen konnte.

Budzislawski ist in der Vergangenheit häufig vorgeworfen worden, die Weltbühne lediglich als kommunistischer Agent übernommen zu haben, um sie im Sinne der KPD und der Kommunistischen Internationale weiterführen zu können. Neuere Forschungen unter Auswertung des Redaktionsarchivs gehen eher davon aus, dass Budzislawski aus Gründen der persönlichen Reputation und als entschiedener Hitler-Gegner die Leitung der Neuen Weltbühne übernehmen wollte. Dennoch bleibt festzuhalten, dass unter seiner Herausgeberschaft nach Moskau emigrierte deutsche Kommunisten wie Walter Ulbricht und Franz Dahlem ein Forum in dem Blatt fanden. Außerdem vermied es Budzislawski, über die so genannten Stalinschen Säuberungen zu berichten. Kurt Hiller, seit 1915 Mitarbeiter der Weltbühne, appellierte 1937 aber vergeblich an Budzislawski, die charakteristische Ausgewogenheit und Freizügigkeit der Zeitschrift wiederherzustellen.

Parteiblatt nach dem Krieg: 1945 bis 1993


1946 wurde die Weltbühne von Maud von Ossietzky und Hans Leonard wieder gegründet und im Verlag der Weltbühne, Berlin DDR, herausgegeben. Von den USA aus versuchten sowohl Peter Jacobsohn als auch Budzislawski Einspruch gegen die Neugründung zu erheben. Aber vergebens. Die Weltbühne blieb während des Bestehens der DDR auf SED-Parteikurs und hatte, von Titel und Aussehen abgesehen, nichts mehr mit ihrer Vorgängerin in der Weimarer Republik gemein. Von 1967 bis 1971 fungierte Budzislawski schließlich wieder als Herausgeber und Chefredakteur des Blattes.

Von Dezember 1989 bis zur Einstellung des Blattes im Juli 1993 übernahm Helmut Reinhardt diese beiden Aufgaben. Die Zeitschrift musste auch deswegen eingestellt werden, weil Peter Jacobsohn nach der Wiedervereinigung die Rechte an dem Zeitschriftentitel geltend machte. Einen ersten Prozess vor dem Landgericht Frankfurt am Main verlor Jacobsohn jedoch. Der zwischenzeitliche Eigentümer des Verlages, Bernd F. Lunkewitz, versuchte sich im anschließenden Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main außergerichtlich mit Jacobsohn zu einigen. Da diese Einigung misslang, stellte er die hochdefizitär gewordene Zeitschrift am 6. Juli 1993 ein. Allerdings hatte der Verlag der Weltbühne die Ansprüche Jacobsohns als Zeichen des Entgegenkommens voll anerkannt, was nicht mehr rückgängig gemacht wurde.

Lunkewitz verkaufte im August 1993 den Verlag an Peter Großhaus, der damals auch die frühere FDJ-Postille Junge Welt verlegte. Im Dezember 1993 wechselte der Verlag ein weiteres Mal den Besitzer und wurde in Webe Verlag und Beteiligungsgesellschaft umbenannt. Drei Jahre später, im November 1996, kaufte Titanic-Verleger Eric Weihönig den Verlag. Am 29. November 2001 wurde die Webe schließlich aus dem Handelsregister gelöscht.

Zwei Neuauflagen: Seit 1997

1997 wurden sowohl in Berlin als auch in Hannover Wiederbelebungsversuche unternommen. Beide Autorengruppen scheuten eine juristische Auseinandersetzung um das Recht an dem Namen Weltbühne. Nicht nur Peter Jacobsohn, sondern auch die neuen Besitzer des Weltbühne-Verlages wollten die Verwendung des Namens unterbinden. Das Projekt aus Hannover wurde daher Ossietzky genannt und erscheint im gleichnamigen Verlag. Die Redaktion zog aber im Jahre 2000 von Hannover nach Berlin um. Herausgeber ist Eckhard Spoo, früher Korrespondent bei der Frankfurter Rundschau. Das Ost-Berliner Zwillingsblatt legte sich den redaktionsinternen Spitznamen der Original-Weltbühne Das Blättchen zu und wird von einem Kollektiv um Jörn Schütrumpf herausgegeben.

Redaktionelle Daten

Die Schaubühne erschien zunächst in der "Schaubühne GmbH", die eigens zu diesem Zweck gegründet worden war. Anfang 1906 übernahm der ebenfalls neu begründete Verlag Oesterheld & Co. die Zeitschrift. Vom 1. Januar 1909 bis zum 1. Oktober 1912 erschien die Schaubühne im Verlag Erich Reiß. Schließlich gründete Jacobsohn selbst den "Verlag der Schaubühne" (später in "Verlag der Weltbühne" umgewandelt), in dem die Zeitschrift bis zu ihrem Verbot erschien. Die finanzielle Situation der Zeitschrift war bis Mitte der zwanziger Jahre eher prekär. Außerdem entstanden Jacobsohn durch erfolglose Buchausgaben von Texten seiner Autoren hohe Verluste, die er durch die Einnahmen aus seiner Zeitschrift decken musste.

Jahr Herausgeber/Chefredakteur Auflage Redaktionssitz (Berlin) Umfang (redaktionell) Preis pro Heft
1905 Siegfried Jacobsohn 1.200 Hollmannstr. 10 ca. 26 Seiten 20 Pf.
1906 ab 1.2.1906:
Lietzenburger Str. 60
20 bis 50 Pf.
1907
1908
1909
1910
1911
1912 ab 1.10.1912:
Dernburgstr. 25
1913 50 Pf.
1914
1915
1916
1917
1918 60 Pf.
1919 1.200 bis ca. 8.000 1 RM
1920 ca. 30 Seiten 1,50 RM
1921 ab März 1921:
Königsweg 33
2,50 RM
1922 4 RM bis 50 RM
1923 150 RM bis 350 Milliarden RM
1924 ca. 36 Seiten 0,35 bis 0,50 Rentenmark
1925 ca. 9.000 bis 12.000 0,50 M
1926 ab 3.12.: Kurt Tucholsky 12.600 0,60 M
1927 ab Mai 1927: Carl von Ossietzky ca. 15.000 ab April 1927:
Kantstr. 152
0,50 M
1928
1929
1930
1931
1932 ab Mai: Hellmut von Gerlach
ViSdP: Walther Karsch
1933 Carl von Ossietzky,
ab März: Walther Karsch

Urteile über die "Weltbühne"

"Die 'Weltbühne' ist eine Tribüne, in der die gesamte deutsche Linke in des Wortes weitester Bedeutung zu Wort kommt; wir verlangen von unseren Mitarbeitern Klarheit, persönliche Sauberkeit und guten Stil. Ob dieser Grundsatz richtig ist oder nicht, ist eine andere Frage; so habe ich das Blatt von meinem verstorbenen Lehrmeister Siegfried Jacobsohn übernommen und so habe ich es an Carl von Ossietzky weitergegeben, der keinen Finger breit von dieser Richtung abgewichen ist. Die 'Weltbühne' verzichtet bewußt auf ein starres Dogma; bei uns wird diskutiert."
Kurt Tucholsky: "Die Rolle des Intellektuellen in der Partei", in: Die Front, 1929, Nr. 9, S. 250


"Zu den Totengräbern der Weimarer Republik, da hilft kein Vertun, muß auch die 'Weltbühne' rechnen (...). Die Metapher 'Totengräber', so wie sie auch heute noch im Schwange ist, bedarf aber der Korrektur. In den seltensten Fällen sind es ja die Totengräber, die einen Leichnam zu Tode bringen. Vielmehr, sie tun den Leichnam, den bereits toten, unter die Erde. (...)
Die 'Weltbühne' als die für den Weimarer Staat typischste periodische Hervorbringung zu bezeichnen, trage ich keine Bedenken, auch wenn von dieser Wochenschrift nie mehr als 15.000 Exemplare gedruckt worden sind."

Rudolf Augstein: "Eine Republik und ihre Zeitschrift", in: Der Spiegel, 1978, 42, S. 239-249


Siehe auch

Literatur

  • Die Weltbühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1918-1933. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978
  • Die Schaubühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1905-1918. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978-1980
  • Die Wiener Weltbühne. Nachdruck der Originalausgabe. 1. Jahrgang 1932. o.A.
  • Die neue Weltbühne. Nachdruck der Originalausgabe. 2. Jahrgang der Wiener Weltbühne, 1. Halbjahr 1933. o.A.
  • Die neue Weltbühne. Nachdruck der Originalausgabe Prag/Paris 4/1933-8/1939. München/London/New York/Paris 1992
  • Ursula Madrasch-Groschopp: Die Weltbühne. Porträt einer Zeitschrift. Buchverlag Der Morgen, Berlin 1983. Nachdruck: Bechtermünz Verlag im Weltbild Verlag, Augsburg 1999
  • Joachim Bergmann: Die Schaubühne - Die Weltbühne 1905-1933, Bibliographie und Register mit Annotationen, München 1991.
  • Alf Enseling: Die Weltbühne, Organ der intellektuellen Linken, Münster: C. J. Fahle 1962.
  • Gunther Nickel: Die Schaubühne - Die Weltbühne, Siegfried Jacobsohns Wochenschrift und ihr ästhetisches Programm, Opladen: Westdeutscher Verlag 1996.
  • Stefanie Oswalt: Siegfried Jacobsohn. Ein Leben für die "Weltbühne". Bleicher Verlag, Gerlingen 22001
  • Toralf Teuber: Ein Stratege im Exil. Hermann Budzislawski und Die neue Weltbühne. Peter Lang. Frankfurt am Main 2004
  • Peter Queckbörner: „Zwischen Irrsinn und Verzweiflung“. Zum erweiterten Kulturbegriff der Zeitschrift Die Schaubühne / Die Weltbühne im Ersten Weltkrieg. Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Wien 2000

Weblinks

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